Jump to content

Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/407

From Wikisource
This page has been proofread.

Die Rasse des Mannes ist so viel stärker, sie würde mich überwältigen, noch in dem Geschöpf, das ich hervorbrächte. Es wäre seins, es würde zu diesen Fremden hier gehören. Ich will es nicht: ich will nicht die Fremden bis in meinen Leib…“

Kaum ertrug sie noch diese Menschen: ihre lauten, schleierlosen Gebärden und Stimmen, all das gierige Leben in den gewölbten Augen. Durch einen Salon sandte sie einen trostlosen Blick über das heimliche Aneinanderstreifen der Hände, der Wünsche, über die spöttelnde Wollust der Lippen, die sich anlächelten, über das in allen wache Geschlecht, — und plötzlich entwich aus diesen Toiletten, diesen schlanken Fräcken ein Qualm tierischer Gerüche und erstickte sie. Und an diesem Getriebe sollte sie noch in Viareggio beteiligt gewesen sein, es durch Leidenschaft vergoldet gesehen haben? Jetzt sah sie’s ohne Glorie und nüchtern. Sie mußte sehen; ihre Beobachtungen sprangen sie an, wie böse Hunde. Dem kleinen Sandrini drückte alles die Hand, und alles wußte, daß er falsch spielte. Aber seine Frau war die Tochter des Präfekten. Lola dachte: „Wenn Pardi nicht seinen Degen hätte —“ Der Trappola zeigte eine Zigarettendose umher, und seine Schwester bewegte den Fächer vom Baron Bergmann, dem auch die Dose gehört hatte. Gastgeschenke. Für mehr als eine Familie waren Gastgeschenke der sicherste Teil ihres Einkommens; die Unehre der Frauen ergänzte das Glück im Spiel. Jeder gewährte allen Nachsicht. Kein Mensch fühlte hier die Nötigung, vor sich selbst ohne Flecken zu sein.

399