Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/405

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es an mir abgenutzt, es ist mir verächtlich geworden. Mit dem, was übrig bleibt, heißt es nun leben … Nicht er hat die Schuld. Manche andere hätte er zufriedengestellt: manches der unbewußten Wesen, denen er gleicht. Die Verantwortung ist bei mir, die voraussah. Welches meiner heutigen Leiden überrascht mich denn? Nur der fleischliche Irrsinn konnte mich vergeßlich machen; aber damals entschloß ich mich sehend zu meinem Verderben … Andere dürfen klagen, daß es keinen Ausweg, keine Scheidung gibt: ich nicht; ich verdiene sie nicht. Ich darf ihn auch nicht hassen: nur er mich. Er ist, und ich wußte es, der hochmütige, dumme Rassemensch, ohne Verständnis für irgend etwas, das nicht sein kleines, überlebtes Herrenrecht ist. Ich hafte nirgends (wie konnte ich mich vermessen, hier zu haften!), habe einen Fuß in jeder Welt, in jedem Volk, habe Fühler für alles, bin allem verwandt. Daß ich ihn verstehe und er mich nicht, das macht mich rechtlos…“

Sie hielt sich zur Geduld an, nahm seinen Zorn hin und die Geschenke, mit denen er sie, gutmütig, entschädigte.

„Du bringst mir Glück,“ sagte er. „Ich habe bemerkt: wenn ich von dir komme, gewinne ich.“

Und er forderte eine Umarmung. Er war warmherziger: seine Liebe, anders als ihre, vertrug sich mit Verachtung; vertrug sich damit, daß er, den Geruch anderer Frauen noch in der Haut, sich zu ihr legte. Er schlief; sie mußte wachen und diesem fremden Geruch gramvoll nachgrübeln. Endlich: „Was will ich? Habe

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