Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/400

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„Im Ernst, du schickst mich fort? Also dann bitte ich den hartherzigen Mann für zwei, statt einer. Laß mich bleiben, und erlaube, daß auch Germaine bleibt!“

„Erlaube, daß Germaine bleibt! Das ist der Refrain: wenn ich ihn höre, gehe ich. Adieu. Erlaube, daß Germaine bleibt! Das ist wie: Erlaß dem Bauern das Pachtgeld. Wir wissen auch, welche schönen Dinge du mir statt des Pachtgeldes gewährtest. Auch Germaines Entlassung möchtest du mir gewiß mit diesen Späßen abkaufen? Also komm, Gigi!“

Sie taumelte zurück. Er lachte auf und war fort. Lola blieb ans Bett gestützt und hörte dies Lachen im leeren Zimmer weiterlachen. „Er verachtet mich!“ Sie sah starr, aus geröteten Augen vor sich hin, hatte die Hand am Herzen und dachte: „Er verachtet mich!“ Die Knie zitterten ihr; sie ließ sich, am Fleck, wo sie stand, zu Boden gleiten. Kauernd dachte sie: „Daß ich mir’s nicht gesagt habe! Ein Mann sollte von einer Frau solche Bilder im Kopf tragen, wie er von mir, und sie noch achten? Wie darf sie, die so tief mit ihm durch Schmutz ging, irgend eine reine Sache berühren wollen! Es ist wahr: das Mitleid selbst habe ich damals mißbraucht zum Dienst der Lust. Ich bin unrein für immer. Nicht er dürfte mir’s vorwerfen: Alle, nur er nicht, mein Mitschuldiger; aber die Wahrheit ist’s, und meine Sehnsucht, ihn dem zu gewinnen, was ich als höheres Menschentum empfinde, steht doch mit beiden Füßen im mehr als Tierischen, und seine Seele zu umarmen, drängt es mich nur darum so

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