Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/382

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

nach dem Vergnügen der Nacht gefragt hatte, war ihr kein Rätsel mehr. Lola redete die Frau an, wenn sie eintrat, behielt sie bei sich und plauderte. Sie brachte Maria zum Geständnis ihrer Liebe mit Pardi. Zwei Jahre war’s her, und ihr jüngstes Kind war von ihm. Ihr Mann wußte es; sie hatte zu büßen. Aber sie bereute nichts, denn viel hatte sie genossen. Schwachrote Wolken zogen auf der Höhe ihrer mürben Wangen zusammen, unter den schweren Augen, die erwachten. Die Arme auf den Knien verschränkt und die Büste darübergebeugt, kraftvoll bei ihrer Welkheit, saß sie vor Lola, die lässig lehnte in ihrer auf den Stacheln der Lust über sich selbst erhobenen Schwäche. Und sie sprachen einander von dem Manne, der sie beide erweckt und erfüllt hatte: genußsüchtige, nachschmeckende, hellseherische Worte, unter deren Tasten plötzlich der Schauer selbst wieder auflebte; die manchmal auffuhren zu einem Schrei der Eifersucht, und nun hinabsanken in ein Geflüster, das die Augen erweiterte. Maria hatte mehr erfahren, und sie flüsterte davon … Aber draußen klappte der Schritt des Mannes, und die Dienerin verschwand ohne Laut.

Sie hatte den Auftrag, die Bettler vor dem Tor täglich zu bewirten und zu beschenken. Oft überzeugte Lola selbst sich, ob es geschah. Nur die eine Sorge fand zu ihr hin. Aus einem brennenden Traum schrak sie empor, ging hinaus und legte sich den Anblick der triefäugigen Zwergin wie eine Buße auf, die den Bestand ihres Glückes verbürgte. Sie lebte im Sinnenrausch wie in einem Garten roter, abenteuerlicher Kelche,

374