Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/358

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der Hochzeit nicht warten, bis die Gesellschaft wieder in der Stadt ist. Wozu diese Heimlichkeit und Eile.“

„Ich weiß nicht…“

Lola sah verwirrt umher.

„Vielleicht habe ich genug gewartet?“

 

Sie ward getrieben von der Hast des schlechten Gewissens. Wie sie endlich mit Pardi allein im Schnellzug saß, fürchtete sie, von Bekannten ertappt zu werden, und zugleich forderte sie den Zufall heraus. „So,“ dachte sie, „muß einem anständigen jungen Menschen zumut sein, dem es einmal passiert, daß er mit einer Dirne auf Reisen geht.“ Sie hätte Champagner verlangen, den Mann dort küssen mögen, und wagte vor Befangenheit kaum den Kopf zu wenden. Pardi rauchte und lächelte ihr siegesgewiß zu.

Als sie sich von ihm in den Wagen heben ließ, dessen kleines Pferd nicht stehen wollte, schlugen ihr die Zähne aufeinander. Unter dem Mantel des Mannes, in seinem Arm: so jagte sie in die dunkle Campagna hinein. Manchmal flirrte fieberhaft in nächtlichen Gärten ein Haus, von Sternenlicht weiß. Manchmal fiel einen, wie ein Räuber, ein schwüler Duft an und blieb, wie von einem Hufschlag getroffen, am Wege liegen. Jetzt hingen nur noch wenige schwere Gestirne tief herab auf das verödete Land, — dessen ganze wilde und schlaffe Schwüle Lola durchdrang, wie die Lippen des Mannes sich auf ihrem Hals zerdrückten.

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