Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/235

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Zimmer sah Lola sie abwesend lächeln. Mai hatte etwas Erweichtes und Verwirrtes, seufzte oft und warf die Augen, wie zum Sprechen, auf Lola. Doch schwieg sie, unter Nöten.

„Ist das Fältchen am Auge jetzt wirklich fort?“ fragte sie nach stundenlangen Bemühungen vor dem Spiegel. „Kann niemand sehen, daß es einmal da war?“

„Überhaupt bist du wieder in einer Zeit, Mai, wo du alle Tage jünger wirst.“

Ein neuer Anbeter: und Mai verjüngte sich. Wieder kam sie im Hemd, zum Gutenachtkuß, an Lolas Bett, Vertraulichkeiten auszutauschen, als ältere Schwester.

„Ich glaube, Pardi liebt mich. Hast du nicht auch den Eindruck? Gestern den ganzen Abend hat er sich mit mir unterhalten: die Anderen barsten; und heute, wie er mich in der Hängematte schaukelte, hat er mir Dinge gesagt…“

„Er sagt allen Dinge, Mai.“

„Mich aber liebt er: das ist ein Unterschied.“

„Wie so einer liebt! Du bist kindlich, Mai! Kannst du dir nicht denken, daß er im Dorf schon ein Verhältnis hat?“

„Wer sagt das?“

„Nein, erschrick nicht; ich weiß nichts. Das aber mußt wohl auch du sehen, daß er den anderen drei Frauen hier nicht weniger den Hof macht als dir.“

Mai stutzte und lächelte frohlockend:

„Ach so! Du bist eifersüchtig auf mich?“

Aber da sie Lola erröten sah, warf sie ihr die Arme um den Leib, und ihre Stimme feuchtete sich.

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