Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/225

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Spannkraft seiner Gefühle und seiner Mienen, die weiche Wildheit in ihm, das Süßliche und das Gefährliche: seine Art nahm Lola dahin, als triebe sie in blumenüberhäuftem Kahn auf einem Goldstrom, einem gedämpft reißenden, neben dem Paläste aufflammen und über dem ein starker Himmel flimmert. Keine Minute faßte sie, inmitten Gelächter und Lautenklang, Vertrauen. Der Kahn war wohl leck, die Paläste aus Pappe, und was den Fluß bunt sprenkelte, nur Schlamm: — aber inzwischen floß sie dahin.

Zu Hause fand sie Mai in übelster Laune.

„Man muß sagen, du nimmst wenig Rücksicht auf deine Mutter! Drei Wochen schon langweile ich mich, dir zu gefallen, bei diesen schlecht Angezogenen. Endlich zeigt sich ein Herr aus unserer Welt, und da führst du ihn den ganzen Tag draußen im Schmutz herum. Aber du bist ein Charakter, der anderen wenig gönnt!“

„Eine Szene, Mai? Wenn ich gewußt hätte, daß du mitgehen wolltest —.“

„Verstelle dich nur! Habe ich dir nicht stets die größten Opfer gebracht? Noch in Barcelona hättest du heiraten können, wen immer du wolltest. Ich, deine Mutter, wäre zurückgetreten…“

Mai schluchzte.

Beim Abendessen stellte sich heraus, daß nicht sie allein eifersüchtig war. Die Baroneß Thekla schlug einen derb strafenden Ton gegen ihren Vetter an. Frau Gugigl erinnerte ihn mit saurer Munterkeit daran, daß sie alle gemeinsam hätten nach der Römer-

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