Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/214

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sich hinging und vor ihr Furcht hatte … Aber da errötete sie selbst; das überschwengliche Bild, das er von ihr im Kopf hatte, beschämte sie und machte ihr bange, wie ein Betrug. Sie dachte: „Ich bin gar nicht schön und gar nicht gebildet. Ich habe auch gar nicht das Äußere von der einen Rasse und das Seelische von der andern. Meine Haare setzen durchaus nicht so untadelig an, wie bei den romanischen Frauen; er sieht bloß nicht, wie ich meine kahlen Schläfen verstecke.“

Er sagte in merkwürdig ungefälligem Ton, der zitterte:

„Ich denke sie mir in keinem der europäischen Vaterländer daheim; auch ich gehöre in keins. Sie kommt von weither, aus einem Lande, das sie vergessen hat, und in das sie nicht wieder zurückkehren wird.“

„Auch das noch,“ dachte Lola.

„So ist sie mir ähnlicher. Denn auch mich haben, nicht meine Geburt, aber meine Schicksale zwischen die Rassen gestellt, und ich habe dort so viel erlitten, daß meine Gefährtin mir von keiner Not berichten könnte, um derenwillen sie nicht meine Gefährtin wäre. Ich habe sie mir verdient.“

Plötzlich war Lola erschüttert und stammelte mit feuchten Augen und ohne mehr daran zu denken, daß dies alles ihr selbst gelte:

„Ich hoffe, Sie werden noch einmal glücklich.“

Da erschrak sie und ging rascher dem Hause zu. Wie sie aber Tini herbeilaufen sah, lachte sie auf. Als ob er mit der Sprache herausgekommen wäre! Aber das nützte ihm jetzt nichts mehr. Sie wußte jetzt Be-

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