Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/172

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„Muß in Abgeschiedenheit mit sich selbst zu Ende kommen, seine Gefühle auf Gipfel treiben und überblicken, seine Instinkte ausnützen: den Mut zu ihnen haben, grade zu den schlechtesten.“

„War net übel,“ erklärte Gugigl. „Wir sind anständige Leut’, möcht’ ich fein bitten.“

„Sie sind doch überhaupt nicht Künstler,“ bemerkte seine Frau.

„Ziehen Sie sich keine Beleidigung von seiten der Künstlergenossenschaft zu,“ warnte Gwinner. „Sie ist eine Macht.“

„Hier kennen wir nur eine Macht: Ihren Witz,“ sagte Lola und stand auf. „Besonders um halb zwölf, wenn wir müde sind.“

Gwinner spreizte, wie um Gnade, die Hände aus, indes sein Gesicht von demütiger Eitelkeit glänzte. Man trennte sich. Lola sagte zu Arnold:

„Wir sind abgelenkt, aber morgen möchte ich Sie noch etwas fragen.“

 

Als Mai endlich auf einem Bügeltisch ihre Nickelflaschen und das übrige für die Toilette hatte ausbreiten können, war es nach neun, und Lola ließ sie allein. Aus der Küche kam ungewohnt scharf Frau Gugigls Stimme. Dann zeigte sie selbst sich, ohne zu laufen, wie gestern, wo sie keinen langsamen Schritt getan hatte: ganz ohne Ausgelassenheit und Leichtigkeit, mit lockeren, etwas staubigen Haaren, in die Länge gezogenem Gesicht, spitzerer Nase und in einer alten

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