Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/157

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Er stammelte:

„Im Gegenteil … Ich hatte den Wunsch, nach München zu gehen; ich brauche wieder einmal die Stadt.“

„Und wozu?“ fragte prompt Frau Gugigl. „Wen kennen Sie dort? Wen suchen Sie auf? Sie sind ein merkwürdiger Mensch.“

Frau Gugigl drehte sich, vor Gereiztheit rot, halb weg und machte zwei Schritte. Lola war im Begriff, zu sagen:

„Es ist immer schade, wenn jemand kein merkwürdiger Mensch ist.“

Aber es kam ihr vor, als hätte es ein wenig Geringschätzung bedeutet, wenn sie ihn in Schutz genommen hätte.

„Also ich zeig’ euch eure Zimmer,“ schloß Frau Gugigl. „Wo steckt denn deine Mama?“

„Mai!“

Mai kam aus der Ecke beim Ofen. Im Dunkeln war sie sofort kindlich eingeschlafen.

„Ich habe nasse Füße,“ sagte sie gekränkt.

Über eine leiterartige Stiege gelangten sie auf einen Flur aus Brettern, die sich bogen. Das Zimmer war voll vom feuchten Duft des weiten, schwarzen Landes. Wie Lola sich aus dem Fenster lehnte, geschah in ihrer Nähe ein Poltern wie von Pferdehufen auf Holz; und da tauchte der Kopf des Tieres in den Schein ihrer Kerze. Ein alter Herr ritt eine flache hölzerne Brücke hinauf, bis vor eine Tür im ersten Stock. Er stieg ab; und das Pferd ward vom Knecht gewendet und hinabgeführt.

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