Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/127

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sich vor dem Bett auf die Knie, schob die Arme unter Mais Nacken.

„Ich habe dich lieb, Mai. Wir wollen fort von hier!“

„Fort? Warum?“ fragte Mai erschrocken.

„Weil … Siehst du: man hat mich erkannt. Was ich getan habe, war dumm. Nun ist’s besser, wir gehen. Ja, so: der Herzog und Aguirre. Denen tragen wir auf, zu erzählen, wir seien schon gestern abgereist. Sie werden diskret sein, niemand wird beweisen können, daß er mich heute nacht gesehen hat.“

„Und Da Silva?“

Lola fuhr zurück, mit plötzlich verschlossener Miene.

„Wie ist’s mit Da Silva?“ wiederholte Mai unsicher. Lola näherte sich ihr wieder.

„Er ist ein guter Freund,“ sagte sie sanft. „Gegen meine Schmerzen und Müdigkeiten hat er mir dies gegeben. Meinst du, daß ich’s versuchen soll?“

Sie nahm Mais goldenen Arzneilöffel und ließ einen Tropfen hineinfallen.

„Soll ich?“

Zögernd:

„Soll ich?“

Und dann:

„So; nun werden wir sehen.“

Wenn es nun ein Gift war, das sie wahnsinnig machte und ihm in die Arme trieb: sie hatte es genommen, es war geschehen. Ihre Züge waren besänftigt; sie neigte sich tief auf Mai, deren Gesicht dem Weinen nahe war.

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