Page:H.M. Venus.djvu/37

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„Ja ja. Die stolzeste Dame der internationalen Gesellschaft und ein, ich darf wohl sagen nicht unabgefeimter Weltmann — und was ist aus uns beiden geworden? Da fehen Sie’s, daß alles umsonst ist. Das Schicksal nimmt uns am Arm und dreht uns herum; was gehts uns noch an, was hinter unsern Schultern geschieht. Ein Schiffbruch wirft uus nackt an eine neue Küste, wir bekommen ein anderes Kleid, unter Umständen gar keins; das ist das ganze Leben.“

„In diesem Augenblick glaube ich es fast.“

„Ich glaube es seit drei Jahren … Lassen Sie uns jetzt ein Glas Milch trinken. Nachher schauen wir nach, ob meine Damen erwacht sind.“

Sie betraten den quadratischen Bogengang; das Haus steckte, um ein Stockwerk höher, darin, wie in einer zerplatzten Hülse. Im Hofe fegte ein Pfau mit gewaltiger Federschleppe das Pflaster. Er rannte auf seinen Herrn zu, unter lächerlichem Schlängeln des Halses, der goldblau fchillerte. Der Helmstutz auf seinem Kopfe wippte. Er hüpfte hinter ihnen über die flache Treppe und bis in das erste Zimmer. Es duftete darin nach Essenzen und nach brünetten Frauen die geschlafen hatten, und deren Haut perlte.

„Madame Fatme, kennen Sie mich noch?“ fragte die Herzogin.

Fatme watfchelte herbei mit schweren Schritten. Sie riß verwunderte Kinderaugen auf, zwischen gemalten Lidern. Sie war noch beträchtlich dicker geworden. Ihre gelbliche Matinse stand offen über dem grünseidenen Hemd. Sie hob sich auf die Zehen und

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