Page:H.M. Venus.djvu/321

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„Noch besser, den Rücken mit Bürsten bearbeiten! Haha! Sie sollen sehen, es hilft alles nichts. Denn es ist eben gar nicht das Rückenmark!“ rief der Alte, klagend vor Eigensinn.

Man hörte gar nicht auf ihn. „Sorge für ein Seifenbad!“ sagte einer der Herren zu Nana, Aber die Kammerfrau stand ganz erstarrt von so viel kalter Schicksalsmacht, mit ausgebreiteten Armen vor ihrer Herrin.

„Die Frau Herzogin haben mir befohlen,“ stotterte sie, „man soll die Frau Herzogin in Ruhe lassen. Die Frau Herzogin brauchen keine Hilfe.“

Giaquinto riß den Mund auf und hob die Arme. Aber die drei verharrten unbeteiligt, in lebloser Erhabenheit, wie Idole, denen die Schlachtopfer ausblieben. Unerwarteter Weife kehrten sie um und traten in ihren Winkel zurück, als trüge man sie wieder in ihren Tempel. Der Sprecher erklärte:

„Wir werden nichts ohne den Willen der Patientin unternehmen. Wir werden warten. Die Kranke hat Augenblicke, wo das Asthma durch einfaches Herzklopfen ersetzt wird — wo sie naturgemäß Mut faßt und sich einbildet, das ärztliche Eingreifen entbehren zu können … Aber es treten fchon allgemeine Krämpfe ein. Die Krämpfe des Zwerchfells und der übrigen Respirationsmuskeln nehmen zu an Heftigkeit und Dauer. Wir haben Krämpfe der Stimmritze mit Erstickungsgefahr und Cyanose…“

„Sehr wahr!“ krähte Doktor Giaquinto und rieb sich ingrimmig die Hände. „Ganz blau ist sie! O, sie

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