Page:H.M. Venus.djvu/273

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Die erste Nacht brachte sie ihm drei vergiftete Rosen. Sie rochen daran. Sie sagten sich alle ihre Koseworte mit den Lippen über den tödlichen Blumen.

Die zweite Nacht war er blaß; sie schloß ihn in um so zärtlichere Arme. Sie trug zwei vergiftete Orangen, deren Saft sie tranken. Darauf war er nur noch ein Schatten, und sie selbst fühlte sich in der dritten Nacht ganz leicht, beflügelt, zauberhaften Dingen entgegenzitternd. Sie bot ihm ihre Lippen — und schrak zurück, ehe er sie berühren konnte. Es war finster, unter ihnen glühte geisterhaft das Meer. Er sagte in einem Schauer, mit geschlossenen Augen:

„Ich wollte, Yolla, du thätest es.“

Da gab sie ihm das Gift, in einem Kusse.

∗             ∗

Am Morgen kam ein Billet von Rustschuk: Slicci sei von seiner Tournse im Auslande zurück; er sei unerhört. Sie fuhr sofort nach Neapel. Slicci hatte nichts für sich als seine burlesken Schmutzereien und eine hahnenmäßige Männlichkeit.

Als Rustschuk sah, daß sie Slicci ohne weiteres zu ihrem Geliebten machte, fragte er sich in großer Unruhe:

„Noch gemeiner kann ihr Geschmack doch wohl nicht werden? Also käme ich gar nicht mehr dran? Denn sie wird mich unmöglich gemeiner finden als Slicci. Vielleicht doch … Hoffentlich doch!“

Und gläubig wie er war, richtete er die Bitte an

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