Page:H.M. Venus.djvu/240

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Schenkeln, die für lesbische Spiele gebildet waren, zerstampfte Lilian die süßen Formen, indes sie heisere Beschimpfungen ausstieß.

Ein Knabe und ein Mädchen ruhten still in den Armen der Herzogin, während die Orgie lärmte. Auf einmal — weil der Tanz einer Bacchantin zu nahe an ihnen vorbeigetobt war, weil ein schwerer Duft sie angeweht oder eine heiße Hand ihre Stirnen gestreift hatte — sprangen sie auf, kreischten sich ihre Eifersucht ins Gesicht, rangen ihre schmächtigen Glieder ineinander bis sie stürzten, und verbissen sich mit kleinen scharfen Zähnen, ein jeder an der Stelle von des andern Leibe, wo er es nicht mehr ertragen konnte, daß jenem sich die Lust vollende.

Die wundervolle Contessa Paradisi, sonst außer dem jeweiligen Herzensfreunde nur den Allerreichsten zugänglich, hatte einst versprochen, sie wolle in einer Nacht, und ehe der Morgen die glatten Säulen röte, alle ihre Liebhaber erhören, so viele ihrer sein mochten — ohne eine Vorliebe, ohne eine Abneigung und mit voller Hingabe. Auch hielt sie ihre Zusage, soweit ihre Kraft reichte. Immerhin fchloß sie, wie der vierundzwanzigste ihren beseligenden Mund küßte, die Augen und fiel in tiefe Ohnmacht. Sie erwachte, während der Wein, den man ausleerte, auf ihrer Brust schäumte; aber sie blieb geistesabwesend und erklärte, sich krank zu fühlen. Ein unbemitteltes Clubmitglied, das überdies häßlich war, tröstete sich nicht über den Perlust der einzigen Gelegenheit. Nie würde sie wieder so freigebige Glieder aufthun, die wundervolle Contessa

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