Page:H.M. Venus.djvu/220

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„Ich gehe voran, ich bin sicher, daß Sie mich nicht von hinten angreifen werden.“

Und Nino folgte gesenkten Hauptes.

„Wir kommen noch vor dem Regen an,“ bemerkte Don Saverio, als sie am Strande mit der Herzogin und ihrem Begleiter zusammentrafen.

„Aber unfer Spaziergang war unüberlegt. Wir werden unten übernachten müssen.“

„Macht nichts,“ so entschied die Herzogin, indes sie nach Minori eilten. „Wir werden unser kleines Haus wiedersehen, Nino!“

Nino antwortete nicht. Wie die andern das Wirtshaus am Meer betraten, merkten sie, daß er fehlte.

Er lief am Ufer hin. Der Regen schlug auf ihn hernieder. Neben seinen Schritten erhoben sich die Wogen. Er suchte unter den vielen vertrauten Klippen die höchste. Sie hatte nur einen schmalen Zugang vom Lande und fiel drüben schroff ins Meer. Er stand auf ihrer schrägen Spitze, und er reckte wie einst in der Hitze eines Knabenzornes ohne Schranken und eines wilden Gerechtigkeitsdranges seine Arme hinaus übers Meer. Dort hinten, jenseits der lahmen und boshaften Wirklichkeit, hatte doch immer das Reich des Hochsinns und der mächtigen Freudigkeit gelegen. Nun war nichts mehr da! „Und ihr seid noch ebenso schwach,“ sagte er zu seinen Armen.

„Ach! ich bin nicht stark. Ich war nur ruhmredig. Nun hat sich das Geschick etwas Ungewöhnliches ausgedacht — und ich bin geschlagen.“

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