Page:H.M. Venus.djvu/21

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fort über die Brücke und an die Brust der Fremden, die taumelte unter dem Anprall der Liebe aus Äther und Acker, der Liebe ohne Maß und Ende, der heiß zerstörenden und heiß zeugenden Liebe.

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In der ersten Frühe erwachte sie, langsam und glücklich. Die bunten Blumen auf den weißen Vorhängen ihres Bettes hatten in ihren Traum genickt und schwammen nun davon, eine nach der andern, in den roten Staub des Morgens. Das Fenster war erfüllt von ihm. Drunten kamen Ziegen vorbei, mit zierlichem Getrappel und mit hohlem Geläute. In der Werkstatt drüben hämmerte es und sang, und der Wind der golden vorbeistrich, jagte die Töne auseinander.

Sie ließ ihre Leute zurück und kutschierte weiter. Der Mann knallte und schnalzte, das Pferd riß aus. Es hatte Glocken vor oer Brust, Zweige hinter den Ohren, und auf dem Nacken eine silberne Hand mit gespreizten Fingern.

In Fruchtgärten mit Piniendächern spiegelte der Tau. Die Straße hing noch voll goldenen Dunstes; er hob sich, nun blendete sie. Sie sausten durch Weideland und Felder. Der Wein schwankte auf den Wipfeln der Ulmen, hoch, hellgrün. Kleine Ortschaften lagen eingesenkt in die Äcker, fest zusammengedrängt, braun und umrauscht von Korn. Und hinter allem, in den Dunstschichten des Horizonts, spitzte sich ein blauer Schattenkegel, mit weißem, langgebogenem Rauchschweif.

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