Page:H.M. Venus.djvu/179

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Blumenwiese. Nimm die samtenen Moosbeete meines Körpers zu Kopfkissen! Laß von meinen Blicken, wie von den Flöten der Satyrn, die Brunnen deiner eigenen Lust aufwecken! Kühle auf den Wölbungen meines Fleisches deine Hände, wie auf den Sandhügeln am Meer! Halte in mir die Nymphe fest, daß sie nicht nochmals davongleitet! Nimm die eilige Dryade gefangen! Die Faune tanzen in mir ihre Runde und die Kinder mit den Mohnkränzen. Und der alte Centaur, weiser sogar als du, sieht in nur dem allen zu. Aber der junge bietet mir seinen Pferderücken und ich sprenge auf ihm davon, beide Arme in der Luft. Ergreife mich: du ergreifst die fette Lascive mit rotbemalten Augenlidern, die dem schwarzen Bock die Hörner mit Disteln bekränzt — und die schmale Jungfrau, so scheu, daß sie bis in den Hintergrund deiner Traume flüchtet. Umarme mich, du umarmst die Erde und das Meer! Umarme mich!“

Sie sprach inmitten einer tiefen Stille. Die langen, heißen Verse harften, und die Gesten ihrer Glieder sangen. Sie stützte die Ellenbogen auf seine Kniee und breitete ihm, von unten, ihre Brüste hin. Sie sank schmachtend zurück auf den flachen Brunnenrand und in ihr Haar hinein. Sie ergriff mit der Hand ihren Fuß und bog den Schenkel mit gewölbten Muskeln hin und her, wie ein großes, schlecht gezähmtes Tier. Sie nahm aus dem Grase eine Flöte und neigte sich tief über die Flut. Man sah ihren Nacken, und daß sie schluchzte.

Sie fürchtete, mitten in der Entrücktheit ihres

163