Page:H.M. Venus.djvu/177

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Ende des einen den Lorbeerkranz — und er erstarrte in Ohnmacht und Unterworfenheit. Sie setzte sich gleichmütig auf den Brunnenrand und verschränkte die Beine. Die großen blauen Iris glitten an ihren Brüsten hinauf.

„Komm doch,“ sagte sie, farblos und süß, „sieh diese Muschel an, und dann suche an meinem Leibe die Stellen die ihr gleichen. Es giebt welche.“

Er fragte:

„Wer bist du? Woher kommst du? Was bedeutest du?“

Sie lachte.

„Wer bist du?“ wiederholte er zitternd. „Bist du eine gefangene Königstochter, die nach dem Schiffbruch ihres Räubers ans Ufer geworfen ward? Bist du eines Fifchers Kind, und haben deine Brüste oftmals den Strandsand erwärmt, der so weich ist wie sie? Sind deine Glieder an die Berührungen der Reben gewöhnt, die sie streiften, während du dich durch sie hinwandest, dem stillen Hause entgegen, und auf dem Kopfe den Thonkrug?“

„Nimm einmal mein fchwarzes Haar in deine Hände,“ sagte sie, und sie schüttelte den Kopf; da sank die Last ihrer Flechten auf ihren feinen und starken Nacken. „Überzeuge dich, mein schwarzes Haar duftet ganz wie zwischen den Cypressen der schwarze Schatten, auf dem Rosen strotzen. Diese Rosen sind gleichzeitig aufgeblüht mit meinen Brüsten. Prüfe sie beide mit deinen Lippen.“

„Bist du eine, aus deren verblichenem Lächeln

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