Page:H.M. Venus.djvu/135

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Die dort oben riß das Fenster auf und breitete die Arme aus.

„Nana!“

Die ehemalige Kammerfrau machte trostlose Zeichen nach hinten, wo es klingelte und im Schatten goldig flirrte. Sie legte die Finger aufs Herz und an die Lippen. Die Herzogin bedeutete ihr, dies habe nichts zu sagen. Sie begann zu ahnen, welches glänzende Geschäft ihr Geliebter nebenan betreibe.

Endlich kam er.

„Guten Morgen, schöne Herrin. Du siehst schon viel besser aus. Die Langeweile hat dir gut gethan, ich bin sicher, du giebst mir jetzt Prokura.“

„Wir werden sehen.“

Sie zog ihn in ihre Arme. Er war blendend, siegesgewitz, ein göttlicher Henker.

„Hier ist Papier und Feder. Nachher die Belohnung für die kleine Frau.“

„Ah! Du glaubst, ich muß für deine Liebe zahlen? Du forderst mein Ehrgefühl heraus!“

Sie lachte ihm leife und hart, gerade in den Mund hinein. Er rötete sich und zerrte an den Spitzen vor ihrer Brust. Sie ließ ihn lange kämpfen. Sie erwiderte seine feindseligen Küsse, und bei jedem von ihnen dachte sie an eine seiner Schurkereien: an eine Erpressung, eine körperliche Gewaltthat, eine gebrandschatzte Frau. Sie hatte wütende Lust, ihn zu fragen: „Nimmst du auch von deiner Schwester Lilian etwas, wenn sie auf unfern Festen Geld verdient!“ Aber sie schwieg. „Er soll sich für den Überlegenen halten! Er

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