Page:H.M. Venus.djvu/126

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„Hier habe ich die Namen von würdigen Leuten, die sich um städtische Beamtenstellen bewerben. Unterschreibe das, meine Liebe. Man giebt etwas auf deine Empfehlung, und es ist allen geholfen.“

„Auch dir?“

„Wieso mir? Vor allem der Kommune, der wir tüchtige Beamten zuführen. Zum Lohn giebt sie uns noch zwei Grundstücke.“

„Sie ist erstaunlich freigebig, die Kommune.“

„Was willst du. Wir sind Personen, auf die man Rücksicht nimmt.“

Sie dachte nach. „Die Bewerber,“ meinte sie im stillen, „geben ihm Trinkgelder. Er giebt den Vertretern der Kommune Trinkgelder. Dafür kriegt er die Häuser nahezu umsonst. Aber die Trinkgelder läßt er mich zahlen, und die Häuser behält er.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Deine Geschäfte werden zu verwickelt. Ich folge dir nicht, du erinnerst mich an deine selige Mutter.“

„Ach was. Maman bildete sich ein, ihrem verlorenen Gelde bis in die Taschen der andern nachlaufen zu müffen. Ich habe gefündere Anschauungen: ich bin überzeugt, das Geld der andern läuft so oder so in meine Taschen. Aber ihr Frauen gleicht euch alle; in Geldsachen seid ihr ausschweifend oder mutlos. Die besonnene Kraft fehlt euch … Du magst nichts mit meinen Listen zu thun haben, wie? Ich verstehe das. Immerfort ihren Namen hinschreiben, das muß sie ja langweilen, so ein Weibchen. Auch verlange ich’s nicht. Gieb mir nur Prokura. Da habe ich schon

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