Page:H.M. Professor Unrat.djvu/99

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

sie begehrte, um sie zu demütigen, um ihren Liebkosungen den Geschmack düstern Lasters zu geben — und durch solch Laster seine eigene Liebe zu beschmutzen, in der auf den Knien bettelnden Dirne sie, Dora Breetpoot selbst zu erniedrigen und dann vor ihr hinzusinken und köstlich zu weinen!

Von diesen Gedanken durchbebt ging Lohmann in die Kaiserstraße vor das erleuchtete Haus des Konsuls Breetpoot und erwartete unter den über die Fenster gleitenden Schatten den einen.

 

VI

 

Am Morgen trafen Ertzum, Kieselack und Lohmann einander mit bleichen Gesichtern. Inmitten der lärmenden Klasse kam jeder der drei sich vor wie der Verbrecher, der einen Brief mit seinem Namen unterwegs weiß an den Staatsanwalt, und seine Umgebung ist ahnungslos. Nach Minuten zählt die Frist … Kieselack hatte an der Tür des Direktorzimmers gehorcht und behauptete, Unrats Stimme darin gehört zu haben. Er prahlte nicht mehr, er flüsterte Ertzum hinter der Hand, mit schiefem Munde zu: „O weih, Mensch!“ Lohmann hätte für die kommende Stunde gern mit einem der Ärmsten im Geist getauscht.

Unrat trat hastig ein und machte sich sofort atemlos über seinen Ovid her. Er ließ das auswendig Gelernte hersagen und fing beim Primus Angst an.

91