„Das liegt mir ganz und gar fern, gute Frau.“
Unrat entschloß sich zu einem Opfer.
„Meister Rindfleisch, ich unterbreche ungern Ihr Mahl, aber ich ging grade vorbei und da kam mir der Gedanke, daß Sie mir — aufgemerkt nun also! — ein Paar Stiefel anmessen sollen.“
„Zu dienen, Herr Professer,“ und die Frau knixte, „zu dienen.“
Rindfleisch bedachte sich; dann verlangte er die Lampe.
„Denn sitten wi jä all’ in’n Dustern bi’n Eeten,“ bemerkte die Frau heiter. „Nöh, Herr Professer, kommen Sie man rein, ich mach Licht für Ihnen in der blauen Stube.“
Sie ging voran in einen Raum, wo es kalt war, und zündete Unrat zu Ehren die beiden unversehrten rosa Kerzen an, die sich über ihren krausen Manschetten und flankiert von zwei großen Muscheln, im Trumeau spiegelten. An den kraßblauen Wänden verweilten in sonntäglicher Haltung Großvatermöbel aus Mahagoni. Auf der gehäkelten Decke des Sophatisches breitete ein segnender Christus seine Biskuitarme aus.
Unrat wartete, bis Frau Rindfleisch hinaus war. Als er den Schuhmacher hinter geschlossener Tür und recht in seiner Gewalt hatte, setzte er ein.
„Vorwärts denn also, Meister, jetzt heißt es zeigen, daß Sie, der Sie einige kleinere Arbeiten zur Zufriedenheit des Leh— zu meiner Zufriedenheit bewerkstelligten, auch ein recht braves Paar Stiefel schaffen können.“