Page:H.M. Professor Unrat.djvu/43

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vor sich hatte, die Klasse mit immer denselben tückischen Gesichtern, hatte nie bemerkt, daß die Gesichter hier draußen und wenn die Zeit hinging, bald ganz gleichgültige Mienen behielten beim Gedanken an Professor Unrat, und daß sie später sogar wohlwollende annahmen. Immer in der Anspannung des Kampfes war er nicht dazu angetan, es zu würdigen, daß die Älteren in der Stadt seinen Namen, sogar wenn sie ihm das Wort laut an den Kopf sagten, nicht aussprachen um ihn zu verletzen, sondern Jugenderinnerungen zuliebe, die ihnen mittlerweile harmlos heiter aussahen; und daß er in der Stadt eine Figur war die für jeden Komik umhertrug, aber für manchen eine zärtliche Komik. Er hörte nicht den Meinungsaustausch zweier Schüler aus der allerersten Generation, die an einer Straßenecke stehen blieben und ihm, er meinte voll Hohn, nachblickten:

„Was ist denn mit dem Unrat? Er wird alt.“

„Und immer schmutziger.“

„Anders als schmutzig hab’ ich ihn nie gekannt.“

„O, das wissen Sie wohl nicht mehr. Als Hilfslehrer war er noch ’n ganz adretter Mensch.“

„So? Was der Name tut. Ich kann ihn mir überhaupt nicht sauber vorstellen.“

„Wissen Sie, was ich glaube? Er sich selber auch nicht. Gegen so ’n Namen kann auf die Dauer keiner an.“

 
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