Page:H.M. Professor Unrat.djvu/40

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dessen Schwelle er schon berührt hatte. Der Mann da drinnen war ein widersetzlicher Schüler, der nicht zu „fassen“ war.

Er schlich eilig weiter. Es regnete nicht mehr; der Wind trieb die Wolken fort. Die Gaslaternen flackerten rot. Schief über einen Giebel lugte manchmal der gelbe, halbe Mond: ein höhnisches Auge, das gleich wieder das Lid einkniff, so daß ihm sein Hohn nicht zu „beweisen“ war.

Wie er in den „Kohlbuden“ trat, flammten die großen Fenster des Café Central lichlerloh auf. Unrat spürte Lust, hineinzugehen, ein ungewohntes Getränk zu sich zu nehmen. Er war heute auf merkwürdige Weise aus den Schienen seines Tages herausgeworfen. Da drinnen ließ sich gewiß etwas über die Künstlerin Fröhlich erfahren; dort ward von allem möglichen gesprochen. Unrat wußte dies von früher, denn zu Lebzeiten seiner Frau hatte er sich manchmal — sehr selten — eine Ferienstunde im Café Central gegönnt. Seit sie tot war, hatte er zu Hause so viel Ruhe wie er wollte, und brauchte das Café nicht mehr. Überdies war ihm der Aufenthalt dort zum Schluß erschwert worden durch den neuen Besitzer, auch einen frühern, nach Jahren in die Stadt zurückgekehrten Schüler. Dieser hatte seinen einstigen Lehrer eigenhändig bedient und ihn mit äußerster Höflichkeit, so daß Unrat es ihm unmöglich „beweisen“ konnte, fortwährend als Professor Unrat angeredet. Die Gäste waren sehr angeregt gewesen; Unrat hatte die Empfindung gehabt, wenn er häufiger herkäme, würde er dem Lokal zur Reklame dienen.

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