Page:H.M. Professor Unrat.djvu/267

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und ging raschelnd hinein. Er blieb auf dem Wege ins Nebenzimmer ein Stück hinter ihr und wunderte sich nochmals darüber, wie vorteilhaft ihre lange Taille zur Geltung kam; wie sie gut frisiert war; wie damenhaft sie ihren Rock schleppen ließ; was seither aus ihr geworden war. Dann bestellte er Schokolade.

„Sie sind ja inzwischen eine bekannte Persönlichkeit hier geworden?“

„Es geht,“ sagte sie; und ablenkend: „Aber Sie? Was haben Sie eigentlich gemacht? Wo haben Sie gesteckt?“

Er berichtete bereitwillig. Er war ein wenig auf der Handelsschule gewesen in Brüssel, und darauf in England als Volontär bei einem Geschäftsfreund seines Vaters.

„Sie haben sich gewiß mächtig amüsiert,“ meinte sie.

„Nein. Nicht mein Fall,“ sagte er dürr, sogar verächtlich, und mit dem bekannten schauspielerischen Faltenwurf im Gesicht. Sie betrachtete ihn von der Seite mit scheuer Achtung. Er war ganz schwarz angezogen und hatte den schwarzen runden Hut auf dem Kopf behalten. Sein Gesicht war noch etwas gelber und schärfer geworden; es war glattrasiert; und es richtete sich mit halbgesenkten Lidern, dunkeln und merkwürdig dreieckigen, irgend wohin, wo nichts los war. Sie wollte ihn nötigen, sie anzusehen. Auch drängte es sie, sich zu überzeugen, ob er noch seinen Schopf habe.

„Warum nehmen Sie denn Ihren Hut nich ab?“ fragte sie.

„Gnädige Frau haben recht,“ und er gehorchte.

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