Page:H.M. Professor Unrat.djvu/255

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und noch hier, noch hier auf seinen Namen gewartet.

Sein Name! Jetzt gab er ihn sich selbst; setzte ihn sich auf wie einen Siegerkranz. Einem Ausgeplünderten klopfte er auf die Schulter und sagte:

„Ja ja, ich bin ein rechter Unrat.“

Seine Nächte! So sahen sie nun aus. Sein Haus war das hellste in der Stadt, es war das am wichtigsten Genommene, Schicksalerfüllteste. Wieviel Angst, wie viel Gier, wieviel Unterwürfigkeit, wieviel fanatische Selbstvernichtungswut ließ er nun um sich herdampfen! Alles Opfer, die ihm brannten! Alle drängten sich, sie ihm anzuzünden, sich selbst ihm anzuzünden. Was sie hertrieb, war die Leere ihrer Gehirne, der Stumpfsinn der humanistisch nicht Gebildeten, ihre dumme Neugier, ihre mit Sittlichkeit schlecht zugedeckten Lüsternheiten, ihre Habgier, Brunst, Eitelkeit und zu alledem hundert verquickte Interessen. Waren es nicht Unrats Gläubiger, die ihre Verwandten, Freunde, Kunden herschleppten, in der Absicht, Unrat, ihrem Schuldner, zu Gelde zu verhelfen? Waren es nicht beutelustige Ehefrauen, die ihre Männer schickten, damit sie von dem durch die Luft fliegenden Gelde ihren Anteil herausgriffen? Andere kamen selbst. Unter den Masken, im Karneval, sollten anständige Frauen gewesen sein. Man hatte mißtrauische Männergesichter bemerkt, die nach Gattinnen ausspähten. Die jungen Mädchen wisperten daheim von einem späten Ausgang ihrer Mutter: „nach dem Haus vorm Tor.“ Sie trällerten halblaut Bruchstücke aus Liedern der Künst-

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