Page:H.M. Professor Unrat.djvu/253

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

dicht ins Gesicht und für alle übrigen unhörbar, einen Namen, nur einen Namen; und Breetpoot ward dadurch besänftigt … Er kam wieder, gleich nächsten Tages, und setzte atemlos. Von Gierschke ließ acht Tage verstreichen. Kieselack zeigte sich noch ein einziges Mal und verspielte einiges. Darauf erschien seine Großmutter bei der Steuerbehörde, wo Kieselack einen kleinen Posten bekleidete, und zeigte an, daß ihr Enkel sie bestohlen habe. Endlich hatte man einen Vorwand, ihn zu entlassen. Wegen des Spielskandals hatte man es nicht gewagt. Der Schüler Kieselack versank auf den Grund. Unrat beging dies festlich, ganz für sich allein.

 

Er benahm sich im Genuß mit tückischer Trockenheit. Im Gewühl der um die Wette nach dem Bankrott, der Ächtung, dem Galgen Laufenden, schien Unrat, mit eingeknickten Knien und unerschütterlich, ein alter Schulmeister, dessen Klasse in wüstes Toben verfallen ist, und der sich hinter seinen Brillengläsern sämtliche Empörernamen merkt, um später die Zeugnisse zu verderben. Sie hatten der Herrschergewalt sich zu widersetzen gewagt; nun mochten sie, losgelassen, sich gegenseitig die Rippen einschlagen und das Genick umdrehn. Aus dem Tyrannen war endgültig der Anarchist herausgebrochen.

Und er schien eitel auf seinen neuen Zustand, hatte eine offenkundige Vorliebe für sein eigenes Gesicht in seiner jetzigen jugendlichen Färbung. Zwanzigmal am Abend holte er einen Taschenspiegel

245