Page:H.M. Professor Unrat.djvu/25

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das Wichtigste, auf die Herrschaft, hat er somit schon verzichtet. Was soll er also noch erbeten haben? Suchen wir nicht lange: er weiß es selbst nicht. Johanna weiß es auch nicht. Schiller weiß es auch nicht. Der Dichter hat von dem, was er wußte, nichts zurückbehalten und dennoch „und so weiter“ gesagt. Das ist das ganze Geheimnis, und für den mit der wenig bedenklichen Natur des Künstlers einigermaßen Vertrauten gibt es dabei nichts zu verwundern.“

Punktum. Das war alles — und Unrat, den ein Zittern beschlich, kam jäh zu der Erkenntnis: diesen Schüler zu beseitigen, vor diesem Ansteckungsstoff die menschliche Gesellschaft zu behüten, das dränge weit mehr als die Entfernung des einfältigen von Ertzum. Zugleich warf er einen Blick auf das folgende Blatt, wo noch einiges gekritzelt stand, und das übrigens halb herausgerissen im Heft hing. Aber plötzlich, in dem Augenblick als er verstand, überflog etwas wie eine rosa Wolke die gewinkelten Wangen des Lehrers. Er schloß das Heft, rasch und verstohlen, als wolle er nichts gesehen haben; öffnete es nochmals, warf es gleich wieder unter die beiden andern, atmete im Kampf. Er empfand zwingend: da wurde es Zeit, der mußte „gefaßt“ werden! Ein Mensch, mit dem es dahin gekommen war, daß er diese — gewiß denn freilich — Künstlerin Rosa — Rosa — Er griff zum drittenmal nach Lohmanns Heft. Da klingelte es schon.

„Abliefern!“ stieß Unrat aus, in der heftigen Besorgnis, ein Schüler, der bisher nicht fertig geworden war, könne vielleicht im letzten Augenblick noch

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