Page:H.M. Professor Unrat.djvu/243

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Haus; und einige Herren stimmten unter dem Balkon ein Ständchen an. Als alles still war, rief Unrat, schon halb entkleidet, nach seiner Frau. Er meinte, sie sei auf dem Balkon. Nein. Er suchte und rief; er wollte mit ihr frohlocken, weil nun auch des Kollegen Richter Geschick sich erfüllt hatte und seine fernere Laufbahn in der erfreulichsten Weise bedroht war. Aber in den leeren Zimmern verpuffte sein Jubel. Es ward ihm beklommen.

Ihre Launen kannte er doch, und sie war natürlich noch an die See gegangen. Unrat setzte sich an das vergitterte Bettchen des Kindes und vertrieb die Mücken.

Wieder so ein einfältiger Mensch, der sich zu dieser Stunde von der Künstlerin Fröhlich zum Narren machen ließ; der ein wenig Mondschein eintauschte gegen seine Bracelets und silbernen Necessaires. Unrat ging inzwischen zu Bett … Aber in Tiefen seines Denkens, die er lieber unergründet ließ, war es schon bekannt, der Begleiter der Künstlerin Fröhlich sei Richter; und Richter sei zu dieser Stunde kein Narr.

Unrat wendete sich umher bis es Mitternacht war. Dann raffte er sich aus den Decken, fuhr in die Kleider und sagte sich laut vor, man müsse das Dienstmädchen wecken, nach Leuten mit Laternen schicken; der Künstlerin Fröhlich könne etwas zugestoßen sein. Er ergriff sogar eine Kerze und machte sich auf nach der Kammer des Mädchens. Erst oben an der Treppe zum Boden riß er sich aus seinem Selbstbetrug, löschte angstvoll das Licht, damit es nichts verrate, und tappte sich zurück ins Schlafzimmer.

235