Page:H.M. Professor Unrat.djvu/235

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bei dem, einen Schandfleck des Standes darstellenden Unrat.

Unrat hatte, wie das Spielglück es brachte, Höhen oder Tiefen. Einmal erhielt die Künstlerin Fröhlich einen Chinchillapelz für tausend Mark, und ihr bunter Kopf kam prickelnd heraus aus dem grauen, langhaarigen Fell. Dann wieder mußte Unrat, wenn die Gäste eintrafen, sich ins Bett stecken und krank sagen lassen, weil kein einziger Restaurateur mehr etwas zu essen schicken wollte. Tags darauf ging er hin und hielt den Leuten vor, daß sie von einer Katastrophe keinesfalls etwas zu hoffen hätten. Sie konnten sich der Einsicht nicht entziehen und verlängerten den Kredit, bis Unrat wieder gewonnen haben würde.

Die Künstlerin Fröhlich pointierte nur selten, und dann hörte sie nicht früher auf, als bis alles dahin war. Eines abends aber suchte ein so wolkenloses Glück sie heim, daß ihr Gegner, Lorenzen, sich zurückziehen mußte … Er war sehr blaß, und verschwand, indem er Drohungen ausstieß. Die Künstlerin Fröhlich saß da, überwältigt wie ein Kind nach der Bescherung und hielt in kraftlosen Händen Papier und Gold. Man erbot sich, plötzlich sehr achtungsvoll, es ihr zusammenzuzählen; und es waren mehr als zwölftausend Mark. Sie sagte nur, sie wolle schlafen gehn. Und mit Unrat allein geblieben, die Augen voll Fieber, und mit einem süßen, halb versagenden Stimmchen:

„Nu hat Mimi wieder ’ne Mitgift. Die Anhängsel und Feststecksel haben wir alle drangeben

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