Page:H.M. Professor Unrat.djvu/227

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„Na also!“ versetzte die Künstlerin Fröhlich. „Das is doch mal was. Wir reisen zu die Wilden. Du mußt mit, Pielemann, schind’ Urlaub ’raus. Wir schminken uns alle braun, nehmen Bettlaken um, un ich setz’ mir mein Diadem auf, was ich noch hab’ von der Zeit her, wie ich Künstlerin war.“

Die Pielemann war bald gewonnen. Unrat ward nicht gefragt. Man wunderte sich nur, daß er so wenig Begeisterung verriet. Er zog es hin, bis die Pielemann gegangen war; dann kam es endlich zu befreienden Geständnissen. Es war kein Geld mehr da.

„Is nich die Möglichkeit! ’n Professor muß doch Geld haben!“ rief sie aus.

Unrat lächelte verlegen. Er hatte ja auch dreißigtausend Mark Ersparnisse gehabt. Sie waren dahin; Einrichtung, Toiletten, Vergnügungen. Die laufenden Ausgaben hielten nicht Schritt mit Unrats Pension; sie waren ihr weit voraus. Unrat kramte Mahnbriefe aus, die er an der Tür abgefangen hatte, von Lieferanten aller Art, Restaurateuren, Schneiderinnen. Er erzählte gedemütigt und haßerfüllt von den Schlichen, die er hatte lernen müssen, um das Auftreten des Gerichtsvollziehers hintanzuhalten: nicht mehr für lange.

Die Künstlerin Fröhlich verhielt sich erschreckt und reumütig. Sie habe sich ganz gewiß nichts dabei gedacht. Jetzt habe es aber auch geschnappt, und die beiden Fatzken könnten allein zu den Wilden. Heute Mittag solle es bloß Suppenfleisch geben, obwohl allerdings ’ne Gans schon überm Feuer sei; und zu

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