Page:H.M. Professor Unrat.djvu/174

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„Mich nicht,“ gab Lohmann an. „Dieser Unrat fängt an, mich zu beschäftigen: er ist eigentlich eine interessante Ausnahme. Bedenke, unter welchen Umständen er handelt, was er alles gegen sich auf die Beine bringt. Dazu muß man ein Selbstbewußtsein haben, scheint mir — ich für meine Person brächte so eines nicht auf. Es muß in einem ein Stück Anarchist stecken…“

Dies alles reichte weiter als von Ertzum reichte. Er brummte etwas.

„Wie?“ machte Lohmann. „Nun ja. Die Szene im Kabuff war widerlich. Aber sie hatte etwas widerlich Großartiges. Oder, wenn du lieber willst, etwas großartig Widerliches. Aber großartig war dabei.“

Ertzum hielt sich nicht mehr.

„Lohmann, war sie wirklich nicht rein?“

„Nun, jetzt ist sie jedenfalls bedeckt mit Unrat. Da siehst du auch von ihrem Vorleben besser ab.“

„Ich hielt sie für rein. Mir ist überhaupt wie im Traum. Du wirst lachen, Lohmann, aber ich könnte mich erschießen.“

„Wenn du es wünschest, lache ich.“

„Wie soll ich darüber hinwegkommen. Hat schon mal einer das erlebt? Sie stand mir so hoch, ich habe eigentlich, wenn ich es genau bedenke, nie gehofft, sie zu erlangen. Du erinnerst, in welcher Aufregung ich neulich war, als ich das Hünengrab kaputt machte. Übermut war das nicht; ich will nur ganz aufrichtig sein. Es war bloße Angst vor der Entscheidung. Ich

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