war auch der Grund, weshalb Lohmann heute in der Klasse gefehlt hatte. Den Kopf auf den Fäusten, in den Versgestalt annehmenden Martern des Gedankens an dieses Kind, das sie von Assessor Knust, vielleicht noch von Leutnant von Gierschke, möglichenfalls aber auch von Konsul Breetpoot hatte, saß Lohmann nun tagelang in seinem verschlossenen Zimmer…
„Kommen Sie mit!“ rief Unrat. „Ich befehle Ihnen, Sekundaner Lohmann, mit mir zu kommen!“
Lohmann ließ ungeduldig die Zigarette fallen. Darauf sank Unrat befriedigt auf seinen Sitz.
„Sehen Sie! Freilich nun wohl. So ziemt es sich für einen Schüler, der sich um den Lehrer wohl verdient machen möchte … Sie, Lohmann, entschuldigt der Lehrer, denn Sie sind — immer mal wieder — als mente captus zu bezeichnen. Haben Sie doch eine unglückliche Liebe.“
Lohmann ließ die Arme sinken. Er war geisterblaß und seine Augen glühten so schwarz, daß die Künstlerin Fröhlich ihn mit Bewunderung anstarrte.
„Haben Sie etwa keine?“ fragte Unrat, giftig frohlockend. „Sie machen Verse — ohne darum doch —“
„— das Ziel der Klasse zu erreichen?“ ergänzte zaghaft die Künstlerin Fröhlich, denn sie kannte diese Wendung durch Kieselack.
Lohmann sagte sich: „Der Elende weiß es. Jetzt drehe ich mich um, gehe nach Haus, ersteige den Speicher, richte die Flinte gegen mein Herz. Und drunten am Klavier sitzt Dora. Das kleine Lied, das