Page:H.M. Professor Unrat.djvu/134

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auf ihre Freundlichkeit besann. Ihm war viel unbefangener zumute, wenn sie schalt … Sie besann sich aber von Zeit zu Zeit auf einen Plan in seiner Behandlung, dessen Durchführung sie erheblich langweilte; auf Verhaltungsmaßregeln, die sie empfangen hatte, und denen sie sich fügte, aber ohne rechte Überzeugung. Dann ward sie auf einmal gesetzt, mit einem kleinen Stich ins Gefühlvolle und einer Miene, als säße sie zu seinen Füßen; der Miene, die man aufsetzen muß, wenn man bei einem ernsten Mann was machen will … Aber bald, und das erleichterte Unrat, ohne daß er sich klar ward weshalb — schob sie ihn wieder vom Stuhl fort, wie einen Packen Unterröcke.

Einmal gab sie ihm sogar einen Backenstreich. Darauf zog sie hastig ihre Hand zurück, betrachtete sie, roch daran und versetzte starr:

„Sie sind ja fettig.“

Er errötete, hilflos. Und sie brach aus:

„Er schminkt sich! Nu schlag’ einer lang hin! Darum hat er es so rasch herausgehabt. Er lernt es heimlich an sich selber! O Sie — Unrat!“

Unrat machte ein entsetztes Gesicht.

„Jawoll: Unrat!“

Sie tanzte um ihn her.

Und darauf lächelte er glücklich … Sie wußte seinen Namen, sie wußte ihn von Lohmann und den andern und wahrscheinlich schon die ganze Zeit: es schüttelte ihn heftig um, aber nicht peinlich, sondern zu Lustgefühl. Dies gab ihm einen kurzen Verdacht und eine schwache Scham ein, wieso es ihn glücklich machen

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