Page:H.M. Professor Unrat.djvu/119

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„Im Takte deines Herzens schwankt mein Nachen,
Mein Herze weint, und alle Sterne lachen.“

Aber auch unter den Hörern lachte wieder einer, mit fettem Prusten. Unrat, aus seiner Stimmung gerissen, suchte vergebens unter den Köpfen. Die Künstlerin Fröhlich begann die zweite Strophe wieder mit „Der Mond ist ruhnd“ … Beim Refrain: „Und alle Sterne lachen —“ lachten nun schon sechs oder sieben Leute. Einer in der Mitte gluckste wie ein Neger. Unrat entdeckte ihn: es war ein Neger! Dieser Farbige steckte seine Umgebung an, Unrat sah andere Gesichter sich in heitere Falten legen. Der Drang erhob sich in ihm, jene Muskeln aus ihren Verzerrungen zurückzureißen. Er trat von einem Fuß auf den andern, eine Art Qual durchlief ihn…

Die Künstlerin Fröhlich verkündete zum drittenmal:

„Der Mond ist ruhnd.“

„Dat weit wie nu,“ sagte jemand, breit und entschieden. Einige Gutgesinnte erhoben Einspruch gegen die zunehmende Unruhe. Aber das Gelächter des Schwarzen griff verheerend um sich. Unrat sah ganze Reihen von aufgerissenen Mündern, schwarz, mit ein paar gelben Hauern aus Lücken hervor, oder mit Halbmonden weißen Beins von einem Ohr zum andern; mit kranzförmigen Schifferbärten unter dem Kinn, oder hinaufgebundenen Borsten auf der Oberlippe. Unrat erkannte den Handlungslehrling, seinen ehemaligen Sekundaner, der ihm gestern am Rande der steilen „Grube“ ins Gesicht gefeixt hatte, und der nun die Kiefer aufriß so weit er konnte, zu Ehren der Künst-

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