Page:H.M. Professor Unrat.djvu/117

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begriffen. Sie zuckte mit der Schulter dorthinaus und fragte, die Brauen gerunzelt:

„Haben Sie das vielleicht schön gefunden?“

Unrat hatte nichts gehört.

„Nu soll’n Sie aber sehn, was ’ne Harke ist. Ich singe nämlich heut was Toternstes, drum zieh ich auch lange Röcke an … Geben Sie mir man den grünen herüber.“

Unrat mußte erst nach rechts und nach links über Kleidungsstücke weggsteigen, daß seine Rockschöße flogen. Schließlich hatte er das grüne gefunden; und im Nu stand sie da, märchenhaft umflossen, ohne Taillenbuchtung, nur um Schoß und Schenkel ein wenig eingeengt von einer Rosengirlande … Sie sah ihn an, er sagte nichts; aber mit seinem Gesicht war sie zufrieden. Sie schritt in großem Stil auf die Tür zu. Kurz davor wandte sie sich um, denn sie erinnerte sich des weiten Fettflecks auf ihrer Rückseite, den Unrat jetzt betrachtete.

„Den brauch’ ich den Affen ja nicht zu zeigen, nicht wahr?“ erklärte sie, mit grenzenloser Verachtung. Dann erschien sie gnädig in der weit aufgerissenen Tür. Unrat sprang zurück, man konnte ihn sehn.

Die Tür blieb halb geöffnet. Draußen hieß es:

„Gotts Düwel!“ und „’n grönsieden Kleed!“ und „Wer lang hett, lett lang hängen!“

Auch wurde gelacht.

Das Klavier hatte angefangen Tränen zu vergießen. Im Diskant war es feucht vom Schluchzen, im Baß schnupfte es sich aus.

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