Page:H.M. Professor Unrat.djvu/112

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Sie helfen mir ja nich mal aus meinem Paletot ’raus … Vielleicht kommen Sie nur wegen den ekligen Bengels, aus die Sie Wurst machen wollen?“

Und Unrat, errötend, nach Hilfe suchend:

„In erster Linie — eigentlich nun wohl zwar — — ursprünglich…“

Sie bewegte schmerzlich den Kopf.

Die dicke Frau erhob sich vom Toilettentisch, um ihnen beizustehen. Sie zog eine ausgeschnittene rote Bluse an. Sie war gerüstet und hatte ihren glänzenden Teint von gestern zurück.

„Warum helfen Sie dem Fräulein denn nicht aus ihrem Paletot raus,“ sagte sie. „Is das ’ne Art und Weise, wenn ’ne Dame Sie um was bittet?“

Unrat begann an einem ihrer Ärmel zu zerren. Der ließ nicht los, und die Künstlerin Fröhlich taumelte in Unrats Arme; worauf er ratlos innehielt.

„So müssen Sie es machen,“ — und die dicke Frau unterwies ihn. Ihr Gatte trat lautlos dazwischen, schon in Trikots, mit einem schlangenhaften Fleischwulst von einer Hüfte zur andern, und einer behaarten Warze am Hals. Er hielt ein ganz kleines Zeitungsblatt Unrat vor die Augen.

„Das müssen Sie lesen, Herr Professor, der gibt es der Bande.“

Unrat bekam sofort die Sachverständigenmiene, zu der alles Gedruckte ihn nötigte. Er erkannte das sozialdemokratische Lokalblatt.

„Sehen wir denn also,“ versetzte er, „wie es — immer mal wieder — mit dieser Leistung bestellt ist.“

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