Page:H.M. Professor Unrat.djvu/109

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Sie tippte ihn mit zwei Fingern gerade ins Gesicht. Da er ihr noch nicht genügend angeregt schien, bestand sie auf dem Gesagten.

„Nich die Bohne, behaupt’ ich! Und überhaupt war das ’n Ekel. Bald drauf ist er gestorben, und was meinen Sie, was er Rosa vermacht hat? Seine Photographie, unter diskretem Verschluß. Nu platz’ vor Glück! Nee, da muß doch ’n genereeser Mann, der noch gut erhalten is und auch wirklich Herz hat für so’n Mächen, der muß doch noch ’n bedeutend tiefern Eindruck machen, sag’ ich.“

„Freilich denn wohl —“ aber Unrat suchte nach einem schwierigen Übergang. „Sei dem nun aber wie immer ihm wolle, so ist doch dies —“

Sein Lächeln sah vor Verlegenheit giftig aus.

„— kein Einwand dagegen, daß ihr ein junger Bursch, welcher des Geistes einerseits und des Gemütes andererseits nicht völlig ermangelt, immerhin noch mehr zusage.“

Die Frau fiel lebhaft ein.

„Wenn Sie sonst keine Schmerzen haben, denn macht es nischt. Die Jungen, die hat unsere Rosa bis hier raus, das glauben Sie mir!“

Sie schüttelte Unrat stark an der Schulter, um ihm die Wahrheit körperlich fühlbar zu machen. Dann ließ sie sich vom Tisch auf den Boden plumpsen und sagte:

„Da verplaudert man sich. Jetzt muß ich aber an die Arbeit, Herr Professor, ein andermal widme ich mich wieder Ihnen.“

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