Page:H.M. Minerva.djvu/48

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und riskiere meinen Hals den Gaffern zuliebe, die mich beneiden.“

Inmitten seiner Scherze aber überwältigte ihn ihre Brunst. Sie stieg schwer und ihr selbst eine Pein, in ihr auf und rüttelte an ihr und an ihm. Er fühlte ihre seelischen Umarmungen, so fest und unentrinnbar, als fielen schon ihre Glieder her über ihn. Er fürchtete für die Glätte seines gestärkten Hemdes und für das Gleichgewicht seines Gemüts.

„Wir begehren uns!“ rief Properzia, mit der Hand auf der Brust. Mit gedämpfter Stimme, rafch und inständig redete sie weiter:

„Wir wollen uns doch endlich einfach lieben! Wir haben uns immer in einem künstlichen Garten gesucht, wie der dort unten.“

Und sie wies über die Terrasse weg auf den seltsamen freien Platz hinab, dessen hoch und blitzend umgitterter Rand bespült ward von dem leisen Wasser.

„Dort ist der Rasen aus grünem, feuchtem Stein, die Bäume sind in bemaltes Holz geschnitten, pyramidenförmig oder rund. In dem gläsern klingelnden, dunkelgrünen Laube funkeln kleine Früchte aus blutig rotem Jaspis. Die Blüten sind aus Elfenbein und die Blumen aus Porphyr. Ich will eine Rose aufheben, da ist sie aus lauter winzigen Steinsplittern zusammengesetzt. So trügerisch ist jede liebe Regung, nach der ich in Ihrem Herzen greife, Maurice. Alles in unserer Liebe ist viel zu glatt, kühl, überlegt, verschlungen, vielfach: gerade wie hier im künstlichen Garten. Tollen wir uns nicht doch noch dort finden,

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