Page:H.M. Minerva.djvu/350

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Versprechungen der hochherzigen Zeiten nicht gehalten sind. Du aber, Freund, hast alles gehalten, immer auf derselben, von Weltklugheit verwaisten Höhe. Und auch ich halte alles. Die Dinge wechseln, meine Empfindung dauert, ebenso stolz wie deine. Was in meinen Armen lag, waren Träume, es wurden Bilder, und es wird zu heißen Körpern … Weißt du nun, daß alles, alles gleichgültig ist, was wir thun und was mit uns geschieht, — und daß nur eines zahlt: Seelen, die einander fühlen!“

Sie fühlte ihn antworten, sie erwärmte seine Lippen, und es verrann, zusammen mit dem Mondlicht, das Haus, Brunnen und Bäumen enttropfte, die zärtlichste Stunde ihres Lebens.

Sie richtete sich auf.

„Prosper, wir verreisen.“

Der Jäger hütete sich zu gestehen, daß drunten der Aufruhr am Wege lagere; er kannte seine Herrin. Er sagte:

„Hoheit, der Wagen ist zertrümmert.“

„Laß also ein Wägelchen anschirren. Sorge für meinen Koffer.“

„Und der Herr Marchese?“

„Der Verwalter soll ihn aufbahren, im Saal. Wir telegraphieren nach Rom. Man wird ihn dort verlangen, man mag ihn sich holen.“

Prosper verneigte sich und ging; sie sah ihm erstaunt nach. Er zitterte ein wenig, am Ende dieser Nacht, der alte Diener, der seit der Tiefe ihrer Jugend und bis hierher immer in ihren Fußtapfen gegangen

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