Page:H.M. Minerva.djvu/346

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wissen noch nicht, — die Brotrevolten dehnen sich ans jene Gegenden aus. Die Ausständigen verwüsten die Weinberge, hören Sie, warum sollten sie nicht in die Ihrigen einbrechen. Sie haben, ganz in Ihrer Nähe, einen Bäcker getötet, der den Brotpreis erhöht hatte. Das Schlachten von Vieh verbieten sie. Wovon soll man leben? Es sind Anarchisten … Herzogin, bleiben Sie, es wird Ihnen ein Unglück zustoßen!“

„Mir nicht,“ erwiderte sie. „Mein Schicksal verspricht mir noch zu vieles. Ich glaube es ihm,“

„O, o,“ machte er, mit mattem Hohn. „Glauben! … Ich habe auch geglaubt.“

„Nein. Sie haben nur begehrt … Mein Leben aber ist ein Kunstwerk, das schon vor meiner Geburt vollendet war: das ist mein Glaube. Ich habe es nur durchzuspielen, bis zu Ende. Kein Zufall wird mich unterbrechen.“

„Also dann, leben Sie wohl.“

∗             ∗

Sie floh zurück aufs Land, sie schloß sich ein, und sie rang die Hände.

„Nun bin ich frei, was wird nun geschehen? Nun darf ich über Land fahren, alle Straßen stehen offen. Aber ich habe Furcht, ich gestehe es. Es wird mir ergehen wie einer verirrten Nymphe. Jeder Baum, meine ich, wird nach mir greifen. Jeder Landstreicher wird mich an sich reißen. Meine Launen werden mich zerstreuen unter alle, die mich begehren. In wie viele Abenteuer wird mein Blut mich hetzen!“

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