Page:H.M. Minerva.djvu/34

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tropft, so darf mir jeder fugen, er habe mit dem Kleide darüber hingestreift.“

Die drei Frauen saßen auf den silbergrauen Lederkissen der Marmorbank, die sich an den Brunnen lehnte. Zu ihren Häupten geigte lautlos die Muse, in stillem Jubel kreisen die Amorinen. Der fallende Strahl plätscherte, auffordernd zu lauschen und zu empfinden. Jakobus stand vor den Frauen, die Hände auf dem Rücken, und sah zur Decke, mit überlegter Teilnahmslosigkeit.

„Warum sind Sie unglücklich?“ fragte Lady Olympia, liebevoll über Properzias Schulter gebeugt. „Weil Sie einen Mann lieben? Nein, nieine Arme, sondern weil Sie nur den Einen lieben. Wären Sie nicht auch unglücklich, wenn Ihr Meißel immer nur an einem Stück Stein arbeiten müßte? Wie viel flüchtiger als Stein sind die Männer, und wie viel zerbrechlicher! Wir sollten, schon aus Menschenfreundlichkeit, einen Mann nie länger behalten, als wir ein Bild betrachten. Die Männer sind hübsche Insekten mit bunt bestaubten Flügeln und sonst noch ein paar erfreulichen Eigenschaften. Sie dürfen an den Blumen, ich meine an uns, nur nippen, weil sie nicht viel vertragen, und auf alle Fälle weiß man nie, ob sie den Tag überdauern.“

Die Herzogin lehnte sich zurück und atmete tief.

„Ich meinerseits lebe gern unter Starken. Es befriedigt mich, zu wissen: sie werden noch dastehen, wenn ich verschwunden bin. Darum halte ich mich zu den Kunstwerken.“

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