Page:H.M. Minerva.djvu/332

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Saal; gegen die Schwelle draußen klappte eintönig das Wasser; sie dachte:

„Was mich quält, ist nicht die Lust die sie einander verschaffen, nein, der Ruhm, — o, das Machtgefühl des Ruhmes, zu dem sie sich verhelfen. Die Herzogin befehligt jetzt, an seiner Seite, das Aufgebot von Künstlern, Zeitungsleuten, Neidern, Käufern, Schmeichlern, Dummköpfen, Mitessern, die er sich mir zu Liebe nicht halten wollte, und die seinen Namen über Europa hinblasen. Dafür wird er ihr das Werk schenken, ihr allein, worauf die Blätter schon jetzt die Welt begierig machen: die Venus.

„Ach! ich werde keinem verraten, daß diese Venus niemals da sein wird; aber ich weiß A Er ist ein Geschichtenerzähler. Das höchste was er schafft, ist nicht ein Werk: es ist die Vorstellung die er uns Frauen beibringt, seine Muse zu sein.

„Vorläufig hält sie sich für seine Venus. Vielleicht auch hat sie’s schon vergessen. Das Sausen ihres aufgepeitschten Blutes muß jetzt alles übertönen. Sie hat sich, in der erkünstelten Kälte ihrer Einzigkeit, die männliche Liebe so lange versagt! Nun verlangt sie auf einmal eine ganze Sättigung. Die Unmöglichkeit satt zu werden, wird beide in Traurigkeit stürzen, ihn und sie. Und die Wut, dennoch Sattheit zu erreichen, wird in den Wunsch verlaufen zu sterben, oder einander zu töten.

„Das ist es nicht, was mich rächt! Ein Tod mitten im Sturm der Sinne, das wäre ein weniger plattes Geschick als meines. Nur ruhig, er ist ihr

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