Page:H.M. Minerva.djvu/330

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

wegte sich in Stößen. Die Herzogin starrte lange hin; sie wußte schon, daß es ein auf die Kniee schwer niedergebeugter Nacken war, der zuckte. Sie wußte schon, daß dort jemand schluchzte: eine Frau. Sie wußte schon, welche. Und sie fragte immer noch, ganz versteint:

„Wer?“

Auf einmal erhob sich in ihr, lautlos und mit einem Schauer des Entsetzens, die Antwort:

„Bettina!“

 

VI

 

Den Winter über liebten sie sich, im immerwährenden Krampf einer einzigen Umarmung. Den Stunden, in denen sie einander nicht genossen, wohnten sie bei, mit halbem Bewußtsein und unbeteiligt, als Schatten. Jakobus fragte sich:

„Wie hat sie früher leben können? Bei ihr, und nur bei ihr, ahne ich manchmal, was es von einer Frau fagen will, sie sei zur Liebe geboren, — zur Liebe und zu nichts anderem.“

Sie selbst war tief erstaunt.

„Ich verstehe nicht, daß ich ihn mir nicht schon in Rom genommen habe, — in dem kleinen schmutzigen Atelier im Vicolo San Niccolu da Tolentino, beim ersten Anblick ihn mir gleich genommen habe, um ihn nie wieder aus den Armen

314