Page:H.M. Minerva.djvu/295

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Erdbeersträuchern mit weichen, klebrigen Früchten, bis hinüber, wo Steineichen ihre gestutzten Kronen zu Lauben schlossen. Oben im Licht gleißten sie hart, tiefe Nacht hauste unter ihren Dächern, und vor ihren Thoren schaukelten wilde Rosen. Hoch über ihnen, irgendwo in der Ferne, schwang sich schimmernd ein Gott. Sie durchkreuzten einander, vielfältig und ununentwirrbar; Nino verlor sich in ihnen, hinter weiten Zielen, hundertmal verhängten und freigegebenen, einer Vase, einem Bilde oder, im smaragdenen Grase, einer Marmorschwelle, die lockten und verhießen: „Hier ist der weichste Rasen, die lieblichste Sonne, der laueste Schatten.“

Nino ließ sich nirgends festhalten, er meinte, es müsse immer noch schöner kommen. Er fand den Bergweg und folgte ihm, dem Garten entführt, bis zur Kuppe. Im Winde standen oben, kranzmäßig und gegen eine helle Wolke, sechs Cypressen, unbewegt und wie aus grünem Marmor. Nino setzte den Fuß in ihren Kreis, aber er verwickelte sich in Netze. Aus einer Holzhütte hinter den Bäumen stürzte der Alte von gestern, kreischend und die Arme schwenkend.

„Gehe nicht weiter, junger Herr, gleich hätte ich sie gehabt.“

„Wen.“

„Die Vögel. Siehst du nicht? So ziehe ich diese Netze zu. Ich kann hundert auf einmal fangen, — was sage ich, tausend. Wie viel glaubst du, daß ich voriges Jahr gefangen habe? Dreißigtausend. Im ganzen Lande —“

279