Page:H.M. Minerva.djvu/237

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„Mein Vater?“

„Der Graf lag am Boden und blies in die Flammen. Sein Hemd fing gerade Feuer. Beruhigen Sie sich, Contessa, es ist nichts geschehen; es ist gerade wie zuvor. Es ist meiner Kunst gelungen, den Grafen am Leben zu erhalten, wenigstens für die nächste halbe Stunde. Wir haben nichts zu fürchten für die nächste halbe Stunde, — oder fast nichts: weiß man jemals? Ich muß jetzt zu einer wichtigen Verabredung, komme aber sofort zurück. So viele Komplimente, Contessa.“

Sie stiegen hinauf. Der Sterbende lag mitten im größten Saal, mit dem Kopf nach dem Eingang, hinter Kissen versteckt. Von hohen Staffelbanten aus Ebenholz und Bronze, die zusammengebrochen waren, floß ein breiter Schwall verjährter Kostbarkeiten bis vor das Bett. Die Rühmen waren geschwärzt und geborsten, angesengte Leinwandfetzen rollten sich zusammen. Es roch nach verbrannten Lumpen. Eine Niobe reckte, mitten aus aller Zerstörung, klagende Arme hervor. Die Herzogin erkannte in dem durchlöcherten Bilde, worin die Füße der Statue standen, ihr eigenes Porträt. Sie trat auf Farbensplitter und sagte sich, daß hier die Schönheit und die Größe drei- oder vierhundert Jahre gelebt habe, — um zu ihren Füßen zu enden.

„Warum ließ man das zu?“ fragte sie gereizt. „Warum blieb er allein?“

„Mein Mann,“ sagte Clelia weinerlich, „er wird ausgegangen sein. Es verstimmt ihn, wissen Sie, wenn jemand stirbt,“

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