Page:H.M. Minerva.djvu/233

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schein ihrer anmutigen Träumerei in die Augen der anderen zu werfen. Man füllte sie endlich nicht mehr liebenswürdig finden. Nein, sehr unliebenswürdig wollte sie sein, ganz ausgestoßen, ganz ohne menschliche Zuflucht und Herzlichkeit! Als einzigen Trost ersehnte sie es, ein Frösteln des Unbehagens und der Angst in die Stunden der Glücklichen einzuschleppen, — der Glücklichen, die sie beraubten.

„Wir gehen hin, nicht wahr, Herzogin?“ fragte Jakobus. „Frau Clelia, wir «erlassen Sie nicht.“

„Es ist unnötig.“

Die Herzogin umfaßte von unten ihre beiden, hilflos und abwehrend hingestreckten Arme.

„Stirbt er? Sie glauben nicht, wie ich das fürchte!“

Clelia stutzte vor der unerwarteten Leidenschaft.

Jakobus sah ihnen zu und ward Plötzlich kleinlaut. „Bleibe hier,“ so bat er Nino. „Bleib’ bei der kleinen Linda.“

Dann gingen sie.

∗             ∗

Es war ein schweres Wetter. Der Himmel ergoß sich tief glühend, wie ein Feuerstrom aus geschmolzenen Weltkörpern. Die Nacht der engen Gassen war gesprenkelt von Farbenflecken: schaukelnden Ketten bunt durchleuchteter Papierbälle und umhergeschwenkten Reihen von Mädchen in blauen Tüchern und gelben und rosig gestreiften. Das Volk feierte seinen Heiligen. Es trieb hin und wieder, durch den Dunst schmorenden Ols,

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