Page:H.M. Minerva.djvu/221

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Sie langweilt alle Welt mit mir, sie hat die Manie, lebende Bilder nach meinen Gemälden zu stellen.“

„Die Frau ist rührend, ich möchte sie kennen.“

„Hm. Sie gewinnt durch die Entfernung. Aber glücklich ist sie, glauben Sie das mir, sie liebt mich ja so unsäglich, krankhaft geradezu.“

„Ja, glücklicher wohl als wir beide,“ äußerte die Herzogin, ehe sie’s überlegt hatte.

Er sah sie starr an.

„Ganz recht, glücklicher als — wir“

Und in jäher Ausgelassenheit:

„Aber ich krieg’ schon noch meinen Lohn! Gelt, Linda, sie zahlt mir schon noch aus, was ich zu kriegen hab’!“

Er warf sich mit stürmischen Küssen auf das erstaunte Kind.

Im selben Augenblick stieß ein Fuß an die Schwelle; und sehr blaß, erhobenen Hauptes und um den Mund ein leises Lächeln, gemischt aus Verstörtheit und Verachtung, erschien Nino.

„Grüß Gott, du lieber Bursch!“ rief Jakobus. Der Knabe küßte der Herzogin die Hand, er sah sie nicht an.

„O, ich komme nur — nur wegen meiner Stunde,“ sagte er kalt und trat vor das Fenster.

Die Herzogin bereute auf einmal jedes Wort, das sie seit dreißig Minuten gesprochen hatte. Sie begriff nicht mehr, daß sie hier sitzen konnte.

„Ich habe ihn verraten,“ dachte sie. „Das ist kindisch und wahr.“

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