Page:H.M. Minerva.djvu/216

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Empfindung übrig haben. Sie sind voll Glück und Güte. Woher kommen Sie denn?“

„Nicht eifersüchtig sein, mein Lieber. Sie sehen, ich will Ihnen wohl.“

Er verzog das Gesicht, mißtrauisch und begehrlich.

„So wohl, wie ich’s verlange — schwerlich.“

„Fast so. Unterlassen wir die nähere Bestimmung.“

Er war tiefrot geworden.

Sie öffnete die Arme. Langsam und gleichmütig trippelte zur Thür herein die kleine Linda. Die Herzogin umschlang das Kind, kniete bei ihm hin, streichelte seine Hände, drückte die Wange auf die harte Silberstickerei seiner kühlen, schweren Robe.

„Ich hab’ dich lieb, kleine Linda,“ sagte sie, und sie dachte: „Weil du sein Kind bist! .. Er war ja der Mann, der ebenso kurze, rote Lippen hatte wie Nino, und dem ich den Kranz reichte, anstatt ihm den Knaben aufzusetzen. San Bacco kann verehren, noch mit siebenzig Jahren; Nino bebt vor Sehnsucht nach schönem Leben. Sie sind beide ein wenig lächerlich, ich weiß, — der Greis, hochtrabend und in Tücher verbunden, der Knabe schwächlich und hochtrabend. Wie liebe ich sie! Welche Zärtlichkeit durchdringt mich unter ihren anbetenden Blicken! Dann gehe ich und sage diesem Jakobus, daß ich ihm wohl will. Er verdient es nicht, aber —“ „Und dir auch,“ wiederholte sie ganz laut und riß das Kind fester an sich. Es betrachtete die Knieende von oben, verständnislos und kalt.

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